Mrz 102014
 

Für eine Neue Gemeinsame Mitte gegen die Reprivatisierung der Mitte!

Liebe BerlinerInnen,
liebe KollegInnen,

noch wenig beachtet von großen Teilen der Fach- und Stadtöffentlichkeit bahnt sich ein neuer Stadtentwicklungsstreit im Zentrum Berlins an. Es geht um die Zukunft der „historischen Mitte“, des Bereichs zwischen Stadtbahntrasse und Spreekanal, wobei der Fokus der Debatte auf dem Freiraum zwischen Spree und Fernsehturm liegt. Mit der Fertigstellung von Humboldtforum und U-Bahnlinie 5 im Jahr 2019 sowie dem insgesamt steigenden Entwicklungsdruck rückt die Notwendigkeit eines Konzepts für die zukünftige Gestaltung des Gebietes politisch zunehmend in den Vordergrund. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat 600.000 Euro für diesen Planungsprozess (Untersuchungen und Wettbewerb) in den Berliner Haushalt 2014/2015 eingestellt.

Bislang werden in der Presse sowie in Veranstaltungen zum Thema Entwicklung der Mitte Berlins vermehrt Positionen lanciert, die eine Privatisierung der Mitte und die Wiederherstellung historischer städtebaulicher Zusammenhänge mit kleinteiliger Bebauung durchsetzen wollen. Federführend ist hier die „Planungsgruppe Stadtkern“[1], in deren Februar-Newsletter heißt es durchaus gegenteilig zu unserer Wahrnehmung: „Die interessierte Öffentlichkeit scheint mittlerweile einer teilweisen Wiederbebauung des Stadtkerns zuzuneigen.“ Diesem stark verkürzten und somit falschen Eindruck muss vehement widersprochen werden!

Die Koalitionspartner haben in ihrem Vertrag festgehalten, „dass die richtige Balance gefunden wird zwischen der Sensibilität für die historische Gestalt der Berliner Altstadt, einer möglichen baulichen Entwicklung und der Bewahrung bzw. Qualifizierung grün geprägter städtischer Freiräume“. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt stellt bislang wenig differenziert dazu fest: „Die Bedeutung des Areals als öffentlicher Raum lässt einen dialogischen Prozess als sinnvoll erscheinen, der alle maßgeblichen Akteure einbezieht“.[2] Diese inhaltlich-konzeptionell bisher schwach hinterlegte Forderung nach einem Freiraum, der aktuell auch aufgrund der Baustellensituation (U 5 Verlängerung) nur wenig Qualitäten aufweist, bietet Kritikern viel Angriffsfläche. Neben der „Planungsgruppe Stadtkern“ mischen sich zunehmend weitere Akteure – wie die „Stiftung Zukunft“ mit ihrer Forderung nach einem Dialogverfahren und die „Hermann Henselmann Stiftung“, die sich für einen weitgehenden Erhalt der DDR-Nachkriegsmoderne ausspricht – mit hohem Druck in den Prozess um die Berliner Mitte ein.

Die anders denkende Fachwelt unterstützt eine differenziertere Debatte!

Mit Vehemenz fordern wir einen offenen und partizipativen Planungsprozess ein. Ohne Initiative für eine Neue Mitte mit einem qualifizierten Freiraum wird möglicherweise schneller als gedacht und unbemerkt von der Stadtgesellschaft der Weg für eine kleinteilige Wiederbebauung des Gebietes nach historischem Vorbild und eine Reprivatisierung bereitet. Aktuelle Diskussionen zu den Aufgaben einer Stadt im 21. Jahrhundert, zu Themen wie der Privatisierung öffentlicher Räume, Aufwertung und Verdrängung, „Investorenstädtebau“, Klimawandel, neue Mobilität, Eigeninitiative und kollektive Stadtentwicklung oder der progressive Umgang mit einem Hotspot des Berlin-Tourismus treten hinter der Sehnsucht nach der vorindustriellen Stadt des Bürgertums und Details wie der bedeutungsschwangeren Rückversetzung des Neptunbrunnens oder der Königskolonaden an ihre historischen Standorte zurück. Die notwendige Debatte zur Zukunft der Mitte Berlins muss mit einer breiten Fachöffentlichkeit und interessierten BerlinerInnen geführt werden. Die Erarbeitung und kritische Bewertung von städtebaulichen Alternativen ist dazu unabdingbar. Dass es Handlungsbedarf im Zentrum Berlins gibt, ist kaum zu bestreiten.

Für einen qualifizierten Freiraum!

Der von der DDR zur Akzentuierung von Zentrum und Fernsehturm geschaffene Freiraum ist heute ohne ausgeprägte Aufenthaltsqualität. Sein räumliches Konzept wird durch Baustellen, qualitativ fragwürdige „ballermaneske“ Nutzungen und inselhafte Mini-Eingriffe konterkariert. Ein plausibles Nutzungskonzept existiert nicht. Dieser wichtige öffentliche Freiraum muss gestaltet und räumlich gegliedert werden. Dabei gilt es sich mit der facettenreichen Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen und diese vielschichtig sichtbar zu machen. Darum soll die „neue Mitte“ im Wesentlichen ein Freiraum bleiben, der historische Linien und Elemente aller Epochen aufnimmt oder teilweise freilegt, diese aber nicht überbaut. Eine Bebauung einzelner Teile des Gebietes muss nicht komplett ausgeschlossen werden. Wenn jedoch eine teilweise Überbauung stattfindet, sollen hierbei öffentliche, soziale und kulturelle Nutzungen überwiegen, die eine hohe Aufenthaltsqualität auch ohne Konsumzwang für alle BerlinerInnen und Besucher ermöglichen.

Für eine bessere Zugänglichkeit!

Die Überwindung von Verkehrsschneisen und autogerechten Strukturen  durch Straßenrückbau und fußgängerfreundliche Übergänge am Molkenmarkt, Grunerstraße und an der Spandauer Straße sind ein zentraler Aspekt, um das Gebiet besser mit den umliegenden Stadträumen zu verknüpfen und es attraktiver zu gestalten. Auch die Spreeufer müssen für FußgängerInnen und RadfahrerInnen besser zugänglich werden und mehr Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität aufweisen. Dies würde auch dazu beitragen, das touristische Wegenetz zu aktivieren, die Berliner Mitte insgesamt besser anzubinden und bislang isolierte Gebiete wie den Alten Hafen, die Fischerinsel oder den Köllnischen Park in das Wegenetz für FußgängerInnen und RadfahreInnen einzubinden.

Gemeinschaftlicher Raum für Allekeine Privatisierung!

An diesem historisch wie gegenwärtig bedeutsamen Ort sollte eine breite öffentliche Zugänglichkeit und Nutzbarkeit auch in Zukunft Priorität haben. Es mutet absurd an, wenn an anderen Orten mühsam versucht wird, die Liegenschaftspolitik hin zu mehr Gemeinschaftlichkeit und langfristigem öffentlichen Steuerungsspielraum zu ändern, und in der Mitte Berlins die Reprivatisierung zum Nutzen Einzelner vorangetrieben wird. Berlin sollte sich in seiner Mitte einen Raum bewahren, der das Potential in sich trägt, ein öffentlicher Raum für Alle zu sein. Dieser wichtige Freiraum im Zentrum Berlins darf nicht privatisiert werden!

Ein Konzept für die gesamte ehemalige historische Altstadt ist notwendig!

Auf Grundlage des baulichen Bestandes, der derzeitigen Nutzungen und Anlieger, der vorhandenen Ergebnisse von Analysen und Wettbewerben und den verschiedenen Schichten der Stadtgeschichte muss ein zusammenhängendes Gesamtkonzept für Berlins ehemalige Altstadt Berlin/Cölln und die umgebenen Stadtteile erarbeitet werden. Ein drohender städtebaulich fragmentierter Raum aufgrund unterschiedlicher stadträumlicher Maßstäbe muss verhindert werden. Dem Stadtraum zwischen Spree und Alexanderplatz fällt die wichtige Aufgabe zu, vermittelnd die Dimensionen des Alexanderplatzes, der Karl-Liebknecht-Straße aber auch des Nikolaiviertels aufzugreifen. Der zentrale städtebauliche Freiraum und der öffentliche Raum müssen dafür eine Schlüsselrolle übernehmen. Dies ist auch angesichts der derzeitigen Veränderung des Gebietes durch bereits weit fortgeschrittene Baumaßnahmen und -vorhaben wie Molkenmarkt/Klosterviertel, Humboldtforum und Breite Straße/Petriplatz erforderlich.

Wir rufen FachkollegInnen und alle BerlinerInnen hiermit auf, eine alternative Position der interessierten Öffentlichkeit für eine Neue Mitte mit Handlungsfreiraum deutlich zu machen: Für eine qualifizierte Freiraumgestaltung gegen eine Reprivatisierung der Mitte (und gegen eine Bebauung nach historischem Vorbild)!

Berlin, 10. März 2014

InitiatorInnen:

Think Berl!n plus
Hofmann I Polinna I Richter I Schlaack I von Oppen
ed.nilreb-knihtnull@liam

ErstunterzeicherInnen:

Dr. Paola Alfaro d’Alençon | Planungslabor: Urban Research and Design Laboratory, TU Berlin
Bettina Bauerfeind | Planungslabor: Urban Research and Design Laboratory, TU Berlin
Leonie Baumann | Rektorin, weißensee kunsthochschule berlin Academy of Art
prof. arno brandlhuber | brandlhuber+
Daniel Buchholz | Vorsitzender des AK Stadtentwicklung der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
Nancy Couling | École Polytechnique Fédérale de Lausanne, ENAC IA LABA
Franziska Eichstädt-Bohlig | Bündnis 90/Die Grünen, Stadtplanerin, Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Baukultur
Prof. Dr.-Ing. Barbara Engel | FG Internationaler Städtebau und Entwerfen, KIT Karlsruher Institut für Technologie
Matthew Griffin | deadline
Günter Hahn |Ing. i. R., Anwohnerinitiative Ernst-Thälmann-Park
Dr. Thomas Hauck | Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, TU München
Melanie Henneberger | Referentin für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus
Prof. Dr. Stefanie Hennecke | Fachgebiet Freiraumplanung, Universität Kassel
Andreas Hoepfner | Initiative *teddyzweinull
Aljoscha Hofmann | Think Berl!n/TU Berlin – Center for Metropolitan Studies
Britta Jürgens | deadline
Tom Kaden | Kaden + Partner Architekten
Jutta Kalepky | SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V., Regionalgruppe Berlin/Brandenburg, freischaffende Architektin
Antje Kapek | Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus, Sprecherin für Stadtentwicklung
Dr. Daniela Konrad | Planungslabor: Urban Research and Design Laboratory, TU Berlin
Florian Köhl | fatkoehl architekten
Andreas Krüger | belius GmbH
Katrin Lompscher | stellvertretende Fraktionsvorsitzende Die Linke im Abgeordnetenhaus
Prof. Dr. Philipp Misselwitz | Chair of International Urbanism and Design, TU Berlin/Urban Catalyst studio                                                                     Prof. Klaus Overmeyer | Urban Catalyst studio/Bergische Universität Wuppertal, Professur für Landschaftsarchitektur
Dr. Cordelia Polinna | Think Berl!n/Polinna Hauck Landscape + Urbanism
Martin Reents | SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V., Regionalgruppe Berlin/Brandenburg
Dr. Jana Richter | Think Berl!n/Praeger Richter Architekten
Ali Saad | Uberbau
Dr. Johanna Sonnenburg | Think Berl!n/TU Berlin – Center for Metropolitan Studies
Christian Schöningh | die Zusammenarbeiter – Gesellschaft von Architekten mbH
Florian Schmidt | Initiative Stadt Neudenken/Urbanitas Berlin Barcelona
Prof. Joachim Schultz-Granberg | Department für Städtebau, Fachhochschule Münster
Dr. Martin Schwegmann | Initiative Stadt Neudenken
Prof. Jörg Stollmann | CUD Chair for Urban Design and Urbanization, TU Berlin
Dr. Eric M. Tenz | SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V., Regionalgruppe Berlin/Brandenburg
Christian von Oppen | Bauhaus-Universität Weimar/Akay von Oppen Architekten
Prof. Klaus Zillich | Architekturpreis Berlin, Engel & Zillich Architekten


[1]              www.berliner-stadtkern.de
[2]              www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/projekte/historische_mitte/index.shtml

Weitere Unterzeichner_innen:

(Zum Unterzeichnen ist lediglich eine gültige E-Mail-Adresse notwendig, die Richtigkeit der Identität kann von uns nicht geprüft werden. Bei Verdachts des Mißbrauchs halten wir uns vor, Namen zu löschen. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie meinen Unstimmigkeiten entdeckt zu haben.)

Neueste Signaturen
283Rosalina BabourkovaOkt 07, 2016
282Beatrix KörnerKommunikationsbüroJul 15, 2016
281Ivan Alfonso BurgosMrz 08, 2016
280Michaela SeligerATELIER 488Feb 04, 2016
279Florian SchmidtInitiative Stadt NeudenkenFeb 04, 2016
278Robert OstmannOkt 13, 2015
277Tong-Jin SmithSep 30, 2015
276Matthias NebelSep 05, 2015
275Bernhard Dr. Wiens DozentAug 06, 2015
274Joachim SchmittJul 21, 2015
273Heinz JiroutB90 / Die GrünenJul 02, 2015
272Malah Helmanwww.berlin-projekt.orgJun 24, 2015
271Anke KühnprivatJun 22, 2015
270Philipp SattlerDGGL Berlin-BrandenburgJun 10, 2015
269Stefan Reimannhutterreimann landschaftsarchitekturJun 08, 2015
268Barbara Willecke, Dipl-Ing. LAJun 08, 2015
267Eike RichterLA.BAR LandschaftsarchitektenJun 08, 2015
266Stefan Heinrich EbnerraumfilterApr 19, 2015
265Jelka PlateHochschule der UnbegabtenMrz 28, 2015
264Katharina HaggMrz 26, 2015
263Volker BischoffPrivatpersonFeb 19, 2015
262Antje MarxTechnische Universität BerlinFeb 17, 2015
261Haiko LudwigFeb 17, 2015
260Benjamin HeldtFeb 17, 2015
259Christopher FörstFeb 16, 2015
258Bernd MittelhockampFeb 16, 2015
257EWA FrauenzentrumFrauenzentrumFeb 16, 2015
256Jörg WorrackFeb 16, 2015
255Anouk PlanyFeb 15, 2015
254elke mittelhockampFeb 15, 2015
253Yvonne NaundorfFeb 13, 2015
252Achim LindeMensch, ArchitektJan 17, 2015
251Lorenza ManfrediJan 07, 2015
250Georg BalzerStadtplanerJan 06, 2015
249Aya Isabel KleineFrauDez 19, 2014
248Barbara HampfPiratenparteiOkt 11, 2014
247munis b.ppdOkt 05, 2014
246Wolfgang HörnerOkt 02, 2014
245Jürgen WeckesserDie LinkeSep 29, 2014
244Susann ZschieschangDIE LINKE Berlin-MitteSep 28, 2014
243Tomas UllmanSep 28, 2014
242Katharina MayerDie LinkeSep 28, 2014
241Michael KonradPiratenpartei Berlin-Mitte (Mittepiraten)Sep 27, 2014
240Martina Matischok-YesilcimenVorsitzende SPD-Fraktion BVV-MitteSep 26, 2014
239Sven DiedrichDIE LINKE Berlin-MitteSep 26, 2014
238Maximilian BlumDIE LINKESep 26, 2014
237Walter NeumannMieterbeirat Berlin-SpittelmarktSep 25, 2014
236Ursula KrügerSep 25, 2014
235anne mateSep 25, 2014
234Jessica SchmidtSep 25, 2014
233Fusio NellaAnwohnerSep 25, 2014
232Michael FriedrichMieterbeirat Rathausstr. 7-13Sep 24, 2014
231André OttoSep 24, 2014
230Nike Elena SchlüterSep 24, 2014
229Robert BluhmDIE LINKE Berlin MitteSep 24, 2014
228Rainer ScholzRunder Tisch gegen GentrifizierungSep 24, 2014
227Lieselotte JosephKulturInitiative'89Sep 24, 2014
226Sigrun Dr. FischeMieterbeirat, BewohnerSep 24, 2014
225Klaus LedererSep 24, 2014
224Isolde GrobaSep 24, 2014
223Katharina AlvarezATZE MusiktheaterSep 24, 2014
222Sören BennSep 24, 2014
221Frank Bertermannstadtentwicklungspolitischer Sprecher Fraktion Bü90/Gr BVV MitteSep 24, 2014
220Christian OttoStadtteilzentrum "Club Spittelkolonnaden"Sep 24, 2014
219Anna Seidl Prof. Dr.Stadtteilaktiv SpittelkolonnadenSep 24, 2014
218Winfried RietdorfDie Linke WeddingSep 24, 2014
217André Büttner Sep 24, 2014
216Bernd OstermannBO-Sprecher DIE LINKE Marzahn-HellersdorfSep 23, 2014
215Ralf DiemertSep 23, 2014
214Elke Tejera SaúdBerlinerinSep 23, 2014
213Helmut Dr. HanischMitglied Mieterbeirat Rathausstraße 7-13Sep 23, 2014
212Siegfried WittigSep 23, 2014
211Hans-Jürgen SchwebkeSep 23, 2014
210Günter SchleppsMieterbeirat Karl-Liebknecht-StrasseSep 23, 2014
209Thomas SchulzAnwohner Rathausstrasse Sep 23, 2014
208Rolf Schulz"Initiative Alex./ Alex-Bündnis"Sep 23, 2014
207Thilo UrchsLinksfraktion BVV MitteSep 23, 2014
206Silvia SchulzMitglied des Mieterbeirats Rathausstrasse 7-13Sep 23, 2014
205Heinz NopperSep 23, 2014
204Tino KretschmannPlatzmanagement Alexanderplatz für junge MenschenSep 22, 2014
203Josephine Macfoygeorg-August-UniversitätSep 10, 2014
202volker herold heroldai- thälmann parkAug 25, 2014
201Ephraim GotheAug 06, 2014
200ute klotzbuecherJul 15, 2014
199Iselin BoitJun 22, 2014
198Sybille LorenzMai 25, 2014
197Hans Georg Dr. BüchnerMai 08, 2014
196Daniel FuhrhopBlog "Verbietet das Bauen"Apr 28, 2014
195Manfred WettlerApr 27, 2014
194Lutz Dr. BeckmannProf. i. R.Apr 26, 2014
193Thorsten Kußmackfreier Dipl.-Ing. arch.Apr 23, 2014
192Till WarmboldApr 23, 2014
191Ines LüderApr 09, 2014
190Rose FischApr 03, 2014
189Schwarz AndreTU BerlinApr 02, 2014
188Jörg Friedrich SimonApr 02, 2014
187Georg SteinApr 02, 2014
186Carlo CostabelTU BerlinApr 02, 2014
185Ximena VillegasDoktorandin TU BerlinApr 01, 2014
184Algisa PeschelApr 01, 2014
183Sarah StrandtMrz 31, 2014
182herbert pohlMrz 31, 2014
181Julia KattingerMrz 31, 2014
180So AugartFragmenta Mrz 31, 2014
179Denhart v. HarlingMrz 31, 2014
178Rainer Prof. em. Dr. KrügerOffenes Schloss / Bürgerwerkstatt MauerparkMrz 31, 2014
177bettina güldnerform:ddr e. v.Mrz 31, 2014
176Clara BergerMOD Institute Berlin/BangaloreMrz 30, 2014
175Katarina SchrothTU BerlinMrz 29, 2014
174Johannes HeinkeMrz 28, 2014
173Anna BuchwaldMrz 28, 2014
172Kodo MiuraKarls Universität zu PragMrz 28, 2014
171Nikolaus SchrotWerkStadt Kulturverein Berlin e.V.Mrz 28, 2014
170Gabriele Hundertmark-SosnowskiAgora collective e.V.Mrz 28, 2014
169Yvonne BüdenhölzerBerliner FestspieleMrz 27, 2014
168Martin SteffensMrz 27, 2014
167Tilman VoglerMrz 26, 2014
166Sebastian StragiesBerlin 21 e.V.Mrz 25, 2014
165Dorothea KollandKulturpolitische GesellschaftMrz 25, 2014
164Mathias BurkeTU BerlinMrz 25, 2014
163Leon JankMrz 25, 2014
162Jennifer KroftovaMrz 25, 2014
161Manuel TrökesMrz 25, 2014
160Rebekka BöhmeMrz 24, 2014
159Anke Kühnotro-berlinMrz 24, 2014
158Prof. Dr. Andreas NaumannFH-ErfurtMrz 24, 2014
157Britta DeiwickFreie Planungsgruppe Berlin GmbHMrz 24, 2014
156Almut JirkuMrz 23, 2014
155Rainer BoldtMrz 23, 2014
154Kristina SchönwälderMrz 22, 2014
153Esther GerstenbergMrz 21, 2014
152Bernd LamperaumbewegungMrz 21, 2014
151Benjamin BoyeMrz 20, 2014
150Mathias FrankeMrz 19, 2014
149Dr. Adrian von ButtlarProf. i.R., TU Berlin, Inst. für Kunstwissenschaft und Historische UrbanistikMrz 19, 2014
148Alessandro DrescherLandArchMrz 19, 2014
147Therese StroheMrz 19, 2014
146Ulrich MeyerDipl.-Ing. Architekt, i.R.Mrz 19, 2014
145Paul GienckeMrz 19, 2014
144Robert Ostmannwww.TheSpaceBetweenPeople.orgMrz 19, 2014
143Philip HorstZK/U - KUNSTrePUBLIKMrz 19, 2014
142bernd foxla_maleta_negraMrz 18, 2014
141Marion LaubeMrz 18, 2014
140Sylvia NeckerZeit- und ArchitekturhistorikerinMrz 18, 2014
139Joerg Stein, Freiherr vonMrz 18, 2014
138Matthias GrünzigMrz 18, 2014
137Cornelius MaurerMrz 18, 2014
136Michel ArndMrz 18, 2014
135Ilka RubyRuby PressMrz 18, 2014
134Kerstin KargeMrz 18, 2014
133Hendrikje KleinMrz 18, 2014
132Alice MünchMrz 18, 2014
131Kevin HelmsMrz 18, 2014
130gregor harbuscheth zürichMrz 18, 2014
129Ingrid Dr. SchwetlingFreiberuflerMrz 18, 2014
128Ana LichtwerMrz 18, 2014
127Anna HomburgMrz 17, 2014
126Paul SchleithMrz 17, 2014
125Thies SchröderPerspektivmedien UGMrz 17, 2014
124luka bakradzeMrz 17, 2014
123Petra SpielhagenMrz 17, 2014
122sandra schefflMrz 17, 2014
121Milena MonssenMrz 17, 2014
120Kathrin GebhardtMrz 17, 2014
119Andreas RubyRuby PressMrz 17, 2014
118Günther AlbienMrz 17, 2014
117Malte JustJust / Burgeff ArchitektenMrz 17, 2014
116Dr. Edgar Göllverdi, DFG/VK, berlin21Mrz 17, 2014
115Nadin ReschkeKünstlerinMrz 17, 2014
114Dr. Brigitte SchultzStadtBauwelt / BauweltMrz 17, 2014
113erik göngrichMrz 17, 2014
112Siri FrechMrz 17, 2014
111Francesca Weber-NewthUniversity of AberdeenMrz 17, 2014
110Lutz WaldenburgerBureau.Um.Stadt:DesFreiraumesMrz 17, 2014
109Kerstin ParschatMrz 17, 2014
108Julian SchäferMrz 16, 2014
107Karin PetrovszkyHU BerlinMrz 16, 2014
106Theresa KeilhackerUrban Design . ArchitekturMrz 16, 2014
105Dirk Alexander SchermerFreier KunsthistorikerMrz 16, 2014
104Elke Knöß-GrillitschPeanutz ArchitektenMrz 16, 2014
103Helmut GelbrichMrz 15, 2014
102Günter HahnIngenieur i.R.Mrz 15, 2014
101Andreas RatschMrz 15, 2014
100Christian Hollfrei04 publizistikMrz 15, 2014
99Doris KochMrz 15, 2014
98Heinz HoyerBildhauerMrz 14, 2014
97Johannes BurrMrz 14, 2014
96Gunhild Reuterfreischaffende ArchitektinMrz 14, 2014
95Franziska KlugeMrz 14, 2014
94Paul-Martin RichterMrz 14, 2014
93Matthias FrinkenSRL, Sprecher AK StädtebauMrz 14, 2014
92Theresa TheuneMrz 14, 2014
91Jörg Priebe-TiemannMrz 14, 2014
90Evelyn KrollMehr DemokratieMrz 14, 2014
89Guarascio FrancescaMrz 14, 2014
88Christoph TillmannArchitekt AKHMrz 14, 2014
87Thomas BöttleMrz 14, 2014
86Thomas Dr. AbelMrz 14, 2014
85Margarethe WinkesWerkfabrikMrz 14, 2014
84Toni KargeTU Berlin; urbanophil.netMrz 14, 2014
83Tobias SchmidtLeibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS)Mrz 14, 2014
82Ursula BauerochseDipl.-Ing. Archtiektin Bürgerinitiative Stuttgarter PlatzMrz 14, 2014
81Stefan FritzscheMrz 14, 2014
80Mathias AdlerMrz 14, 2014
79Vladimir RottMrz 14, 2014
78Friederike LandauTU BerlinMrz 14, 2014
77markus uhlfreier architektMrz 14, 2014
76Dieter FrickTU-Berlin, DASL, SRLMrz 14, 2014
75Haris PiplasMrz 14, 2014
74Jorg SiewekeUniversity of Virginia Mrz 14, 2014
73Claudia FunkFreischaffendMrz 13, 2014
72Sandra SchumacherMrz 13, 2014
71Jonas AzzaMrz 13, 2014
70Christiane KuschelMrz 13, 2014
69Jasmin HeumannMrz 13, 2014
68Margrit KohlbergMrz 13, 2014
67Gertraud HopstockprivatMrz 13, 2014
66Katharina JankeMrz 13, 2014
65Hans-Peter KögeböhnMrz 13, 2014
64Stephanie HeroldTU BerlinMrz 13, 2014
63Sylvia ButenschönTU BerlinMrz 13, 2014
62Larissa KirchmeierMrz 13, 2014
61Gabriel DolmetschMrz 13, 2014
60Michael HeurichUnversity College DublinMrz 13, 2014
59Lars HopstockMrz 13, 2014
58Lena MoselMrz 12, 2014
57Bénédict BernaBerliner.Mrz 12, 2014
56Christine KahlauAutorin Mrz 12, 2014
55Kristina GötheMrz 12, 2014
54Magdalena SchmidtMrz 12, 2014
53Franz ReschkeMrz 12, 2014
52Birte JungTU Berlin; FG Landschaftsbau/ObjektbauMrz 12, 2014
51oliver von spreckelsenLUDESCHERVONSPRECKELSEN c/o STUDIOBERLIN, UdK BerlinMrz 12, 2014
50Stephanie WittenburgTU Berlin | Institut für Landschaftsarchitektur und UmweltplanungMrz 12, 2014
49Wolfram LangguthAnwohnerinitiative ThälmannparkMrz 12, 2014
48Carolin FickingerMrz 12, 2014
47Horst JahnMrz 12, 2014
46Markus SengAnwohnerinitiative ThälmannparkMrz 12, 2014
45Claudia SchäferGartenarchitektur SchäferMrz 12, 2014
44Hanna RohstMrz 12, 2014
43Wolfram PrießSprecher für Stadtentwicklung der Piratenfraktion im AbgeordnetenhausMrz 12, 2014
42Verena Pfeiffer-KlossurbanophilMrz 12, 2014
41Andrea GerbodeMrz 12, 2014
40Andrea GeldnerDipl.-Ing. LandschaftsplanungMrz 12, 2014
39Nikola HegerMrz 12, 2014
38Joerg Th. CoquiCOQUI MALACHWOSKA COQUI Städtebau LandschaftsarchitekturMrz 12, 2014
37Barbara FreiC4C | Competence for CompetionsMrz 12, 2014
36Franziska MühleisMrz 11, 2014
35Uwe WarnkeMrz 11, 2014
34Bernhard Dr. WiensMrz 11, 2014
33Kristien RingAA PROJECTSMrz 11, 2014
32Hannes LangguthTU BerlinMrz 11, 2014
31Tabea HilseMrz 11, 2014
30Axel ZutzGarten- und PlanungshistorikerMrz 11, 2014
29Cornelia FrankeMrz 11, 2014
28Andreas BarzStudentendorf Schlachtensee eG und Schaustelle NachkriegsmoderneMrz 11, 2014
27Laura BaginskiMrz 11, 2014
26Christopher SchrinerC4C | competence for competitionsMrz 11, 2014
25Prof. Hans-Peter AchatziFH Köln, C4C competence for competitionsMrz 11, 2014
24Hendrikje KleinMrz 11, 2014
23Philip SchlägerUrban catalyst studioMrz 11, 2014
22Anja Mockerstadt.menschen.berlinMrz 11, 2014
21Sebastian SchlueterHU BerlinMrz 11, 2014
20Sandra TondlTU Berlin/ Center for Metropolitan StudiesMrz 11, 2014
19Arvid KrügerMrz 11, 2014
18Benedikt StockmayerMrz 10, 2014
17Rocco ZühlkeopenBerlinMrz 10, 2014
16Mandy HeldUrban Catalyst Studio, TU BerlinMrz 10, 2014
15Jörg FriedrichSachverständigenbüro FriedrichMrz 10, 2014
14Eleonore HarmelMrz 10, 2014
13Claus MüllerMrz 10, 2014
12Thomas Dr. FlierlHermann-Henselmann-StiftungMrz 10, 2014
11Noel David NicolausMrz 10, 2014
10Rainer BohneSRLMrz 10, 2014
9Lutz LängertMrz 10, 2014
8Regina LiedtkeMrz 10, 2014
7Anne ScholzMrz 10, 2014
6Jörn GertenbachMrz 10, 2014
5Uschka ThierfelderFrauenbeirat Stadtplanung im Bezirk Mitte von BerlinFrauenbeirat StadtplanungMrz 10, 2014
4René KreichaufArbeitsbereich Urbanistik, TU WienMrz 10, 2014
3Roland BorgwardtDipl.-Ing. Architekt + Energieberater für GebäudeMrz 10, 2014
2Doris FortwengelMrz 10, 2014
1Dr. Verena SichMrz 10, 2014
Apr 282013
 

Zum Vorschlag von Jan Stöß zu einer IBA in Berlin – „Rekonstruktion des historischen Zentrums zwischen Fernsehturm und Schlossplatz“

Bereits seit drei Jahren gibt es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und in der Zivilgesellschaft eine intensive Debatte über eine IBA Berlin 2020. Aktuell wird das von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt erarbeitete – durchaus kritikwürdige – IBA Konzept unter dem Leitthema „Draußenstadt wird Drinnenstadt“ in den Senat zur Abstimmung eingebracht.

Am 20. April 2013 forderte der Landesparteichef der SPD, Jan Stöß, im Tagesspiegel [1] eine Internationale Bauausstellung zur Rekonstruktion des historischen Zentrums zwischen Fernsehturm und Schlossplatz – für uns der Anlass zu einem erneuten kritisch-konstruktiven Kommentar [2] zur IBA 2020 in Berlin!

1.    Eine IBA im historischen Stadtkern ist das falsche Signal für Berlin!

So wichtig und richtig eine Debatte um die zukünftige Entwicklung der historischen Stadtmitte für Berlins Stadtentwicklung auch ist, die Verknüpfung mit einer „IBA historische Mitte“ setzt stadtentwicklungspolitisch ein falsches Signal. Die Diskussion über die Identität der Stadtmitte kann nicht durch eine vorschnelle bauliche Überformung und Manifestation einseitig entschieden werden.

Vielmehr steht Berlin aktuell vor zahlreichen drängenden Herausforderungen, von denen hier nur einige genannt werden können:

  • Städtebauliche und architektonische Reaktion auf den Klimawandel und die Energiewende;
  • Umgang mit den schwierigen, auto-orientierten städtebaulichen Strukturen des 20. Jahrhunderts;
  • steigende Mieten, die zu Verdrängung und zu einer sozialräumlichen Spaltung der Stadt führen;
  • Förderung einer nachhaltigen Mobilität in der Innen- und Außenstadt;
  • Wachsendes Bedürfnis der Bevölkerung nach Partizipation und Mitbestimmung bei abnehmenden Ressourcen der öffentlichen Hand.

Eine „IBA historische Mitte“ kann für diese drängenden Fragen kaum beispielhafte Lösungen entwickeln, die auch für andere Teile der Stadt oder im internationalen Rahmen von großem Interesse wären. Für die Zukunft Berlins, mit dem Ziel einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung, liegen die drängenden Probleme nicht darin, die historische Mitte Berlins mehr oder weniger kritisch zu rekonstruieren. Der Vorschlag vertieft vielmehr die ohnehin vorhandenen Gräben in der Frage der zukünftigen Identitätsfindung für die Berliner Stadtmitte und spaltet die Stadtgesellschaft unnötig weiter. Die Aufnahme und Wertung der historischen Spuren brauchen Zeit und Behutsamkeit. Ein transparenter, offener Diskurs über die historische Mitte Berlins, der alle geschichtlichen Entwicklungsphasen – auch die der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – gleichberechtigt in den Blick nimmt, ist unabdingbar. Eine „IBA historische Mitte“ droht, eine auf Eliten ausgerichtete Klientelpolitik, die an den wirklichen Bedürfnissen Berlins vorbei geht, vorantreiben zu wollen.

2. Top Down ist Stadtplanung von gestern!

In den vergangenen drei Jahren wurden mehrere IBA Konzepte von der Fachöffentlichkeit und der Zivilgesellschaft diskutiert. Dabei wurden die unvermittelten inhaltlichen Brüche, etwa vom Konzept des Prä-IBA-Teams „Hauptstadt – Raumstadt – Sofortstadt“ zu einer „IBA Wohnen“ nach der Abgeordnetenhaus Wahl 2011, heftig kritisiert. Umso erstaunlicher ist es, dass auch im Vorstoß von Jan Stöß alle bisherigen Vorschläge unbeachtet bleiben. Ein IBA-Thema kann nur in einem transparenten und ergebnisoffenen Prozess entwickelt werden, der von einem breiten politischen, zivilgesellschaftlichen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Spektrum getragen wird. Eine offene Debatte hat zum IBA Thema „Rekonstruktion der historischen Mitte“ nicht stattgefunden, im Gegenteil, die Debatten um den Ort in den vergangenen Jahren haben gezeigt, wie weit Politik, Wirtschaft, Fachöffentlichkeit und die Stadtgesellschaft von einer gemeinsamen Vision entfernt sind. Der Vorschlag von Jan Stöß fordert einseitig die Bebauung, er übergeht damit nicht nur alle bisherigen und laufenden Debatten zum Ort wie zur IBA überhaupt, sondern widerspricht zudem massiv der – auch von SPD und CDU – immer wieder geforderten Prozesskultur und der verstärkten Partizipation „von unten“.

3. Partizipation und Mitwirkung – für wen?

Lokale Initiativen, Baugruppen und -genossenschaften wurden mittlerweile als wichtige Akteure der kreativen und innovativen Stadtentwicklung und -gestaltung anerkannt. Berlin gilt als Experimentierfeld für innovative und selbstbestimmte Ansätze in der Stadtentwicklung und Architektur. In der historischen Mitte – einem Bereich Berlins, auf dem bei der Ausweisung als Bauland nicht nur umfangreiche Restitutionsansprüche [3], sondern auch höchste finanzielle Erwartungen des Immobilienmarktes liegen würden – ist ein Austesten von zukunftsweisenden, innovativen und partizipativen Ansätzen in Architektur und Städtebau nicht zu erwarten und nur schwer realisierbar. Auf das viel diskutierte Thema „Wohnen“ mit dem Versprechen zu reagieren, hier bezahlbare Wohnungen schaffen zu wollen, ist politisch nicht haltbar und ökonomisch äußerst fragwürdig.

Es stellt sich zudem die Frage, was eine Bauausstellung auf dem Rücken von bestehenden oder lang vorbereiteten Bebauungsplänen (z.B. für den Petriplatz oder den Molkenmarkt) im erforderlichen Zusammenspiel von Städtebau und Architektur überhaupt thematisieren und leisten könnte? Hier droht eine IBA schnell in einer Diskussion über Fassadenarchitektur stecken zu bleiben.

4. Konzentration auf die Außenstadt – dort wächst Berlin!

Berlin wächst und es stellt sich die brisante Frage, wo und wie dieses Bevölkerungswachstum untergebracht werden kann – und zwar sozialverträglich, die Anforderungen des Klimawandels und der Energiewende berücksichtigend, ökonomisch machbar und gestalterisch ansprechend. Dieses Wachstum der Stadt bietet die Chance, die „innere Peripherie“ zu reurbanisieren und die problematischen städtebaulichen Strukturen gestalterisch und funktional zu verbessern. Eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung steht und fällt mit der Verdichtung der Außenstadt – in der heute immerhin schon 2/3 der Berlinerinnen und Berliner leben. Hier sozial und funktional gemischte Wohn- und Lebensräume zu schaffen und diese vor allem mit nachhaltigen Mobilitätsformen in die Stadt einzubinden, ist eine große Zukunftsaufgabe.

Bei aller Diskussionswürdigkeit des derzeitigen IBA-Konzeptes „Draußenstadt wird Drinnenstadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und des Zeitpunktes 2020 wurde hier richtig erkannt, wo Berlin den Herausforderungen der Zukunft begegnen muss: in der Außenstadt, d.h. vor allem in den Gebieten außerhalb des S-Bahnrings. Das vorliegende Konzept muss in den kommenden Monaten konkretisiert und weiterentwickelt werden, wofür wir einen konstruktiven Vorschlag zum Thema „Innere Peripherie reurbanisieren“ erarbeitet haben, der auf dem gemeinsam mit Harald Bodenschatz und Hildebrand Machleidt entwickelten IBA-Vorschlag „Radikal Radial“ basiert. An den Radialstraßen verdichten sich in besonderer Weise die genannten Herausforderungen und eine räumliche Fokussierung der IBA auf einige ausgewählte Radialstraßen kann zu einer inhaltlichen Schärfung des Konzeptes beitragen.

5. Die Außenstadt braucht einen „Ausnahmezustand auf Zeit“ – eine IBA!

Für die Herausforderungen von historischen Stadtzentren wurden in den vergangenen Jahren in Städten wie Dresden, Potsdam oder Frankfurt am Main bereits – durchaus kontroverse – planerische Ansätze entwickelt. Erfahrungen aus diesen Städten müssen in Berlin weiterentwickelt werden – damit lässt sich jedoch keine IBA begründen. Wie in der historischen Mitte Berlins, einem Ort, der perfekt an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist, mit dem problematischen Erbe der autogerechten Stadt zukunftsfähig umzugehen ist, ist eher eine Frage der Finanzierbarkeit der Umbaumaßnahmen, als mangelnder städtebaulicher Ideen. Angesichts erfreulicher Touristenströme, der vorhandenen Wohnbevölkerung in den Bauten aus der DDR-Zeit, ihrer Zentralität sowie vielfältigster kultureller und stadthistorischer Anziehungspunkte dürfte die durchmischte, lebendige, ästhetisch ansprechende Gestaltung dieser Räume Verwaltung, Planer und Architekten eigentlich nicht überfordern.

Die wirklich drängenden und teilweise unbequemen Herausforderungen, für die es bislang keine Patentrezepte gibt, liegen jedoch an anderen Orten – und nur für solche äußerst schwierigen und neuen Fragen lohnt das Einberufen einer IBA. In der Außenstadt stößt die Planung, nicht nur in Berlin, mit ihren bisherigen Ansätzen und Instrumenten an Grenzen, hier könnte eine IBA einen Paradigmenwechsel markieren und Antworten etwa auf die folgenden Fragen finden:

  • Wie kann nachhaltig bezahlbarer und dennoch attraktiver Wohnraum geschaffen werden, ohne große Förderprogramme, aber dennoch in Quartieren mit sozialer und funktionaler Mischung?
  • Wie können die Stadtteilzentren und die Nahversorgung in den Außenbezirken gestärkt und städtebaulich/architektonisch qualifiziert werden?
  • Wie kann in Gebieten, die noch nicht optimal an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind, planerisch der Abschied von der autogerechten Stadt vollzogen werden?

Eine IBA hat die Aufgabe, Wege eines neuen Städtebaus im Experiment zu konkretisieren und städtebauliche Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen zu entwickeln. Eine IBA ermöglicht Experimente und eröffnet Spielräume. Dieser Charakter der IBA muss durch eine außergewöhnliche Qualität des IBA Themas und Ortes erhalten bleiben, sonst sind eine Inflation und ein Abstumpfen des Instrumentes zu befürchten.

Die geäußerten Überlegungen zu einer „IBA historische Mitte“ lassen nicht erwarten, dass diese – für eine IBA grundlegenden – Eigenschaften erfüllt sind. Wir sehen daher in einer „IBA historische Mitte“ kein aussagekräftiges und tragfähiges Konzept für Berlin. Dieser Vorschlag würde das Potenzial Berlins, eine international beachtete Modellstadt für nachhaltige Stadtentwicklung, Städtebau und Architektur zu werden, nicht ernst nehmen und zudem drohen, das Instrument IBA zu beschädigen.

Hier können Sie die Position auch als PDF herunterladen.


[1] Schönball, Ralf: Vorstoß aus der SPD. Schöner wohnen am Roten Rathaus. In: Der Tagesspiegel v. 20.04.2013. Berlin. S. 15. Verfügbar unter: www.tagesspiegel.de/berlin/vorstoss-aus-der-spd-schoener-wohnen-am-roten-rathaus/8095342.html

[2] Think Berl!n plus: Sieben kritisch-konstruktive Thesen zu einer IBA in Berlin. 4.11.2012. Verfügbar unter: www.think-berlin.de/2012/11/sieben-kritisch-konstruktive-thesen-zu-einer-iba-in-berlin/

[3] Paul, Ulrich/Rogalla, Thomas: Stadtplanung Berlin Mitte. Wohnungen am Roten Rathaus. In: Berliner Zeitung vom 22.04.2013. Berlin Verfügbar unter: www.berliner-zeitung.de/berlin/stadtplanung-berlin-mitte-wohnungen-am-roten-rathaus,10809148,22545800.html